Erfahrungsbericht: Roland und Natalia aus Bolivien
Erfahrungsbericht eines jungen bolivianischen Ehepaars.
Frisch verheiratet begaben sich Roland und Natalia in das deutsche Abenteuer.
Wenn du aus Bolivien kommst, sind Europa und Deutschland etwas ganz Großes für dich, erklären Ronald und Natalia im Interview mit WIRE. Deshalb bewarb sich Ronald bei der deutschen Botschaft in Bolivien für einen europäischen Studienplatz. Er entschied sich aus dem Studienangebot in den DAAD-Prospekten für die Regionalwissenschaft, denn darin hatte er schon berufliche Erfahrungen. Im Jahr 2001 klappte es endlich mit dem Stipendium, nachdem er sich schon 1999 zum ersten Mal beworben hatte.
Es sollte nach Karlsruhe gehen: Um Gottes Willen – was und wo ist Karlsruhe?! Relativ ahnungslos, nur mit wenigen Informationen über die deutsche Stadt und im Prinzip gar keinen Deutschsprachkenntnissen kam er in Deutschland an. Es war ein schwieriger Anfang. Seine Frau Natalia dagegen hatte es etwas einfacher, da sie erst ein halbes Jahr später nachreiste. Sie musste in Bolivien zuerst noch ihr Studium abschließen, bis sie endlich wieder an der Seite ihres frisch Angetrauten sein konnte. Die beiden heirateten nur ein paar Monate vor Ronalds Abreise.
Obwohl sie den leichteren Einstieg hatte, da ihr Mann nun schon ein paar Vorerfahrungen machen konnte, fühlte auch sie sich anfangs sehr unsicher. Im Grunde lag es bei beiden an der Sprache: Der sechsmonatige Deutschkurs für Ronald lief immer vormittags, während nachmittags schon die ersten Vorlesungen stattfanden. Das war frustrierend und einfach zuviel, wenn man am Anfang nicht einmal die Hälfte versteht. Natalia hingegen besuchte acht Monate einen Volkshochschulkurs, hatte aber zunächst kaum Kontakt zu Deutschen.
Lustige Überraschungen
Die erste Station, bevor Ronald nach Karlsruhe kam, war Freiburg. Diese Stadt hatte ihn sehr beeindruckt. Die Häuser sahen aus wie aus den europäischen Filmen geschnitten und die Straßen erschienen ihm so sauber, dass es fast unglaublich war. Was er überhaupt nicht kannte, waren die Straßenbahnen. Und die Mülltrennung war ihm völlig neu.
Ich konnte es nicht glauben, in der Toilette gab es überhaupt keinen Abfalleimer, während vor der Haustür gleich drei bunte Tonnen stehen. Weißt du, in Bolivien muss in der Toilette ein Mülleimer sein, denn dort ist es nicht erlaubt das benutzte Toilettenpapier im Klo hinunterzuspülen!
erzählt er uns. Tja, andere Länder, andere Sitten.
Was ihn auch überraschte war die hohe Interkulturalität in Deutschland. Im Goetheinstitut in Freiburg erlebte er ein intensives Beisammensein mit anderen Nationalitäten und Kulturen. Auch er hatte vorher nie Kontakt zu Chinesen oder Afrikanern. So erlebte er eine interessante Kommunikation formuliert mit Händen und Füßen, die aber oft auch Konfrontationen hervorrief. Besonders angetan sind Ronald und Natalia von der Kartenzahlung, die sie erst in Deutschland kennen lernten. So etwas gibt es nicht in Bolivien. Dort musst du schauen, dass dir das Bargeld nicht aus der Tasche geklaut wird.